Mein Inselherz-
ein fast verlorenes Stück
Jörg Maria Welke
22. 05.2024, 20.00
„Der Abend Mein Inselherz ist der gelungene Versuch, die Erinnerung wach zu halten – behutsam und respektvoll.“ Stefan Keim, WDR3 Tonart
Mit Mein Inselherz – ein fast verlorenes Stück präsentieren wir ein ebenso besonderes wie gerade in der heutigen Zeit außerordentlich wertvolles musikalisches Schauspiel. Regisseur Jörg Maria Welke fügte es aus Texten und Kabarett-Liedern von jüdischen Autoren und Komponisten der 1930er und 40er Jahre zusammen.
Erzählt wird das Schicksal einer fiktiven jüdischen Kabarett-Künstlerin aus Berlin, die auf dem Zenit ihrer Karriere im Zuge der nationalsozialistischen antisemitischen Verbrechen abrupt aus ihrem Leben gerissen, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wird. Analog zur philosophischen Fragestellung nach dem Verbleib der Seelen all der in den Gaskammern Umgekommenen, behauptet Welke für seine namenlose Figur (Schauspielerin/Sängerin Veronika Maruhn), dass deren Seele seither rastlos in den Baracken des Lagers umherwandert. Ihre Ruhe findet sie schließlich durch die Begegnung mit dem personifizierten Schicksal (Tänzerin Bettina Rutsch), das ihr für einen Abend ihren menschlichen Körper zurückverleiht, sie an den Vorabend der Deportation in ihre Wohnung zurückversetzt und die intensivsten Stationen und Momente ihres privaten und künstlerischen Lebens kathartisch Revue passieren lässt. In oft schlagartigen und von der Figur des Schicksals initiierten Szenenwechseln wird sich die Künstlerin an ihre Jugend, ihr Heranwachsen, an ihre Liebesbeziehungen, an ihre Bühnenauftritte und auch an ihre Auschwitzerfahrungen erinnern.
Texte von Lion Feuchtwanger, Gad Beck, Yehiel De-Nur und weiteren verweben sich in dieser gut hundertminütigen Kreation mit Songs von (unter anderen) Willy Rosen, Friedrich Hollaender und Mischa Spoliansky, die von Julia Vaisberg am Piano intoniert werden.
Freche Lieder, loses Mundwerk, gewaltsamer Tod in Auschwitz: In „Mein Inselherz” lässt Jörg Maria Welke eine jüdische Kabarettistin lebendig werden. Recklinghäuser Zeitung
Regie: Jörg Maria Welke
Bühne: Klaus Walter Stein
Kostüme: Andrea Graf
Mit: Veronika Maruhn, Bettina Rutsch, Julia Vaisberg
Eine Produktion: teatro affetto Essen